Als Wanderfeldbau, Wanderhackbau oder Wanderwirtschaft (englisch häufig shifting cultivation als Überbegriff für Wanderfeldbau und Landwechselwirtschaft; daher treffender: wandering farmstead) wird eine flächenextensive, traditionelle Form der Landwirtschaft bezeichnet, bei der Felder nur für wenige Jahre intensiv genutzt werden und anschließend eine Verlegung der Anbauflächen und der Siedlungen stattfindet, also in einer Form von Halbsesshaftigkeit.
Der Zeitpunkt des Umzuges ist erreicht, wenn die abnehmende Bodenfruchtbarkeit keine ausreichenden Erträge mehr zulässt. Der Wanderfeldbau ist eine der ältesten landwirtschaftlichen Nutzungsformen der Erde und liefert im Idealfall ausreichende Nahrung für eine selbstversorgende Subsistenzwirtschaft bei optimaler ökologischer Anpassung an die örtlichen Umweltbedingungen. Heute sind vor allem die immerfeuchten tropischen Regenwälder und die wechselfeuchten Savannen von dieser Wirtschaftsweise betroffen. Vor allem Knollenpflanzen wie Cassava, Taro oder Yams werden auf diese Weise angebaut.[1] Etwa 250 Mio. Menschen sind gegenwärtig von dieser kleinflächigen, extensiven Form des Feldbaus abhängig.[2] Die Bezeichnung Wanderfeldbau wird in der aktuellen deutschsprachigen Fachliteratur häufig durch das englische shifting cultivation ersetzt.
Wanderfeldbau wird auch als Brandrodungswirtschaft bezeichnet, da diese Art des Anbaus zumeist mit einer vorhergehenden Brandrodung von „Waldinseln“ verbunden ist. Bei der Brandrodung (besser -schwendung, denn die Wurzeln werden nicht entfernt wie bei einer echten Rodung) bleiben die in den Pflanzen enthaltenen Stoffe als Asche auf der geplanten Anbaufläche zurück und sorgen kurzfristig für einen höheren pH-Wert der sehr sauren Tropenwaldböden. Dies verbessert die Wachstumsbedingungen für die Nahrungspflanzen. Die zusätzliche Freisetzung von Pflanzennährstoffen aus der Asche ist dabei von viel geringerer Bedeutung als früher angenommen wurde.[1] Wird die geschwendete Biomasse nur verkohlt statt verbrannt, wird die dabei entstehende Holz- und Pflanzenkohle anschließend in den Boden eingearbeitet; sie trägt erheblich zur Bodenverbesserung bei, weil sie aufgrund ihrer besonders großen inneren Oberfläche Wasser und Nährstoffe puffern kann (→ Aktivkohle). Diese Vorgehensweise scheint auch der Ursprung der im südamerikanischen Amazonasbecken aufgefundenen „schwarzen Erde“ zu sein (terra preta).
Wanderfeldwirtschaft wird heute vor allem von indigene Bevölkerungsgruppen und traditionellen Ethnien betrieben, wo sie Ländereien für 2 bis 4 Jahre[3] bewirtschaften und die Felder anschließend auf erneute Brandrodungsflächen verlegen, so dass (bei klassisch geringer Nutzungsintensität) auf der vorherigen Anbaufläche in den folgenden Jahren ein artenärmerer Sekundärwald nachwächst. Ehemalige Brandfeldflächen benötigen 15 bis 30 Jahre, um erneut wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll genutzt werden zu können.[1]
Die Übergänge vom Wanderfeldbau zu räumlich enger begrenzten und stationäreren Wirtschaftsformen mit dem Wechsel zwischen Anbau und Brache sind fließend. Werden nur die Wirtschaftsflächen und die Hofstellen nicht oder erst nach mehreren Zyklen im wechselnden Turnus verlegt, spricht man von Landwechselwirtschaft.